Anekdoten auf dem Weg der Transition

Im Transgender Leben, welches für mich im Jahre 2016 begann erlebte ich neben den unangenehmen auch immer wieder mal lustige Situationen.

Im Fetisch Outfit erwischt
Nach dem Besuch einer Fetisch Veranstaltung, ich lebte als Mann, kehrte ich früh morgens um 03.00 Uhr zurück. Da ich annahm, dass um diese Zeit meine Nachbarn im Tiefschlaf waren verzichtete ich auf die gewohnte Tarnung mit einem Trainingsanzug. Als ich in die Einstellhalle fuhr sah ich nirgends Licht. Also stieg ich in meinem gewagten Outfit die Treppe vom Untergeschoss zu meiner Parterre Wohnung hoch. Auf halber Höhe öffnete sich plötzlich die Lift Türe im unteren Geschoss. Oh weh das war nicht geplant, aus dem Lift stiegen die 11-jährige Tochter und der 13 jährige Sohn meiner Nachbarin. Zielstrebig stieg ich weiter die Treppe hoch ohne mir etwas anmerken zu lassen.

Ein halbes Jahr später erklärte mir die Nachbarin mit einem breiten Lachen, dass Ihre Kinder sich in jener Nacht gewundert hatten, dass um 03.00 Uhr noch eine «Nutte» zum Nachbar (zu mir) kommt. Sie hatten mich in Ihrer Verwunderung nicht erkannt.
Eine unschöne Polizei Kontrolle
Als ich nachts um 03.30 Uhr vom Rathaus Parking Richtung Thun fuhr gab es eine Polizei Kontrolle. Der Beamte leuchtete mit seiner Taschenlampe ins Innere des Wagens und stellte fest da ist jemand der Frauenkleider trug. Sein Kommentar, sie können sitzen bleiben. Er kontrollierte alles genau, sah die Papiere an(lautend auf eine männliche Person), machte einen Alkohol Test und wünschte mir mit einem süffisanten Lächeln eine gute Heimfahrt «Herr xxxx. Für mich war das eine Beleidigung denn ich wurde nicht gefragt wie man mich ansprechen soll. Das süffisante Lächeln verriet mir seine Einstellung zur Gesellschaft.
Es scheint, dass noch nicht alle Personen im Polizei Dienst gewohnt sind mit Transgender Personen um zu gehen.
Eine verwirrte Befragerin
Das Bundesamt für Statistik hat mich für eine Befragung zur Lebensweise ausgesucht. Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits Frau und auch der Personenstand war schon seit einem halben Jahr weiblich. Als ich telefonisch kontaktiert wurde und mich mit meinem Geschlechtsnamen meldete sagte mir die Anruferin, dass Sie gerne mit Frau xxxx reden würde. Als ich Ihr sagte «Frau xxx sei am Telefon», fragte Sie mich ob Sie später anrufen soll. Sie meinte wohl ich sei Herr xxx und die Frau sei am anderen Telefon besetzt. Auf meine Erklärung dass ich die Frau xxx sei entschuldigte Sie sich. Die Datenbank wies mich als Herr aus, obwohl ich brieflich als Frau angeschrieben wurde.
Der verflixte Personenstand
Datenbanken sind offenbar für viele amtliche Stellen ein Problem. Trotz Namensänderung schreiben die staatlichen Stellen regelmässig die Anrede:
Herr und Frau Petra xxxxxx
Heidi xxxxxx
Nach der Standesänderung ging es 3 Monate bis auch die staatlichen Stellen erkannt hatten, dass die Anrede nicht dem Geschlechtseintrag entsprach. Ich erwartete die Anrede „Frauen xxxxx“. Doch weit gefehlt, der Computer konnte mit dieser Situation nicht umgehen und liess einfach die Anrede weg. Also warum nicht von Anfang an.
Und das Strassenverkehrsamt
Die Korrespondenz wurde weiterhin mit Herr und Frau adressiert obwohl das Gericht meinen Personenstand schon vor einem halben Jahr auf weiblich geändert hat. Mit einem mail pochte ich bei diesem Amt auf Änderung der Adressierung. Mir wurde mitgeteilt, dass ich einen Antrag stellen muss und eine Kopie des Passes mit der weiblichen Identität beilegen soll. Da zu diesem Zeitpunkt der vorhandene Pass mich als Petra xxxxx, Geschlecht „männlich“ auswies, musste ich einen neuen Pass erstellen lassen. Auf den schriftlichen Antrag verzichtete ich und meldete mich persönlich im Strassenverkehrsamt. Der Beamte sah mich verwundert an und verlangte von mir die Dokument inkl. Führerausweis. Er schaffte es dann doch noch meinen Geschlechtseintrag auf weiblich zu ändern. Als Folge wollte er mit einen neunen Führerausweis ausstellen. Als ich Ihn darauf aufmerksam machte dass dieser keinen Geschlechtseintrag hat nahm er den Führerausweis und drehte ihn mehrfach auf der Suche nach dem Geschlecht. Erstaunt gab er mir den Ausweis zurück.
Ich war stolz, dass ich einem „wichtigen“ Beamten etwas beibringen konnte.
Klassenzusammenkunft
Als ich meinen Welschland Klassenkameraden mitteilte, dass ich meine Identität von Mann zu Frau geändert habe, erhielt ich sehr positive Rückmeldungen. Man war erstaunt, bewunderte meinen Mut und wünschte mir per mail alles Gute. Und man fand, dass der Männerrunde eine Frau gut tut.
Als ich dann im Restaurant eintraf wurde ich freundlich aber etwas reserviert empfangen. Dies merkte ich, weil keine Fragen zu meiner Person kamen. Am langen Tisch wurde ich angewiesen in die Mitte zu sitzen. Als die Mägen zu arbeiten begannen wurde die Situation zunehmen lockerer und die vermuteten Fragen sprudelten auf mich ein.
Da es an diesem Tag regnerisch war hatte ich einen Regenmantel dabei. Selber anziehen konnte ich ihn nicht da viele Hände bemüht waren mir in den Mantel zu helfen.
Dies sind die Vorteile der Frau in einer Männerrunde.
Dies sind ein paar Muster die man bei einer Transition erlebt. Ich bin heute die Frau mit Trans Vergangenheit fühle mich aber in der Community sehr wohl. Sie ,die Community, hat mir gezeigt welche Bereicherung das Leben ist wenn man so leben kann wie man sich fühlt. Darum ist mein Lebensmotto – Ich liebe Menschen -.
Eure Petra