What are you waiting for?

Samstag, 3. August 2019, GWHF Treffen im Al Ponte in Wangen an der Aare, 18.30 Uhr steht in meiner Agenda. Nicht dass ich diesen Termin vergessen würde, ist mir dieser Abend doch viel zu wichtig. Prächtiges Sommerwetter. Zweiter Ausgang für Ellen. Premiere in Wangen hatte sie ja schon im Mai. Ich freue mich wie ein kleines Kind, dem die Eltern den Europa Park in Aussicht stellen. Endlich wieder en femme unterwegs: Leinen los, Anker lichten und Segel hissen! Rasieren, schminken, stylen. Jedes Mal geht es ein bisschen besser und schneller. Der Hunger kommt schliesslich mit dem Appetit. Diesmal habe ich mir sogar künstliche Wimpern selber geklebt (danke Mädels für die vielen lehrreichen Youtube-Tutorials).
Wenn ich zurückblicke, dann bin ich mir reuig, dass ich nicht schon früher mein gefühltes Geschlecht gelebt habe. Jahrelang habe ich meine weibliche Seite regelrecht unterdrückt. Desto mehr bin ich froh, dass Ellen in diesem Jahr die ersten zaghaften Gehversuche in der grossen weiten Welt gemacht hat. «What are you waiting for» singt Nickelback im Autoradio unterwegs. Auf interessante Gespräche und einen ungezwungenen Abend unter gleichgesinnten Menschen. Auf einen unbeschwerten Abend und natürlich feines Essen und Trinken. Wenn ich angekommen bin, sitzen einige Mädels bereits schon in der Gartenterrasse. Wir sitzen draussen. OK, denke ich, mittendrin. Herausforderung angenommen. Wir reden über unsere Erlebnisse und tauschen Erfahrungen aus. Es sind die kleinen und grossen Geschichten, die uns verbinden und stark machen. Die Zeit vergeht wie im Flug, der Abend zieht im Nu vorbei. Schon fast wehmütig betrete ich mein Auto, um wieder ins Zürcher Oberland heimzukehren. Gerne wäre ich noch länger geblieben, doch familiäre Verpflichtungen am Sonntag mahnen zur Heimkehr. Gloria Gaynor singt «I am what I am». Ich drehe das Radio lauter auf. Was bin ich eigentlich? Eigentlich egal. Für den Augenblick zumindest eine glückliche Frau. Unterwegs denke ich zurück an den Abend. Wieder wurden meine Erwartungen mehr als übertroffen. Ich fühlte mich komplett und eins mit mir und der Welt.

Ich freue mich auf ein Wiedersehen im September und wünsche allen GWHF-Girls einen inspirierenden August. Bis es wieder so weit ist, will Ellen noch einige Punkte von ihrer persönlichen Bucket List abarbeiten. Ich bin schon sehr gespannt, ob ihr das gelingen wird.

Auf diesem Weg möchte ich mich für die Aufnahme in euren Verein wärmstens bedanken. Danke, Stephan, für die tollen Fotos. Girls, ihr seid alle schön, jede auf ihre Weise.

Dank gebührt auch meiner Frau, die mich schlussendlich ermuntert hat, den Schritt in die Öffentlichkeit im Jahr 2019 zu wagen.

Auf bald, eure Ellen

PS. Falls ihr dieses Gedicht noch nicht kennt, zeigt es eurer liebsten Person. Es stammt aus der Feder von Jorge Bucay und ist original in Spanisch geschrieben worden.

Ich will, dass du mir zuhörst, ohne über mich zu urteilen
Ich will, dass Du Deine Meinung sagst, ohne mir Ratschläge zu erteilen Ich will, dass du mir vertraust, ohne etwas zu erwarten
Ich will, dass du mir hilfst, ohne für mich zu entscheiden
Ich will, dass du für mich sorgst, ohne mich zu erdrücken
Ich will, dass du mich siehst, ohne dich in mir zu sehen
Ich will, dass du mich umarmst, ohne mir den Atem zu rauben
Ich will, dass du mir Mut machst, ohne mich zu bedrängen
Ich will, dass du mich hältst, ohne mich festzuhalten
Ich will, dass du mich beschützt, aufrichtig
Ich will, dass du dich näherst, doch nicht als Eindringling
Ich will, dass du all das kennst, was dir an mir missfällt
Dass du es akzeptierst, versuch es nicht zu ändern
Ich will, dass du weisst…..dass du heute auf mich zählen kannst… Bedingungslos.