Ich bin Marion

Bericht: Marion / Fotos: Stephan


Hallo. Ich bin die Marion, bin 46 und komme aus Frauenfeld. Schon seit mehreren Jahren „kenne“ ich GWHF zumindest aus dem Internet. Da ich jedoch nicht motorisiert bin, hatte mich der Rückweg mit dem Zug zu nächtlicher Stunde bislang stets von einer Teilnahme an einem Treffen abgehalten.

Auf die Idee ein Zimmer im Al Ponte zu nehmen kam ich erst jetzt. Relativ kurz entschlossen hatte ich daher am Freitagmorgen meine Frau gefragt ob es in Ordnung ist, wenn ich heute zu einem Treffen fahre und dann über Nacht wegbleibe. Es war kein Problem und nachdem die Zimmerreservation auch geklappt hatte, meldete ich mich noch rechtzeitig vor dem „Redaktionsschluss“ auf dem GWHF-Portal zum Treffen an.
Nach dem Mittag habe ich mich geschminkt, umgezogen und meinen Koffer gepackt. Dann ging ich zum Bahnhof, habe die Fahrkarte nach Wangen gelöst und noch Lesestoff besorgt. Die Zugfahrt führte mich über Zürich und Oensingen mit Umsteigen an den genannten Stationen und um halb fünf kam ich dann in Wangen an der Aare an. Da ich sehr häufig „en femme“ mit dem Zug unterwegs bin hatte ich keinerlei Bedenken, auch eine etwas längere Zugfahrt zu unternehmen. In Wangen hatte ich dann einen Fussweg von knapp einem Kilometer vor mir und ich musste zwei, drei Mal die Karte auf dem Handy konsultieren um den richtigen Weg zum Al Ponte zu finden. Ein Teil des Weges war mit Kopfsteinpflaster bedeckt und so war ich froh, dass ich die Reise mit den Sneakers angetreten und meine Pumps im Koffer gelassen hatte.
Als ich beim Al Ponte ankam, fuhr gleichzeitig ein Reisecar vor und als ich an der Reception einchecken wollte, kam mir der Reiseleiter dieser Gruppe nur knapp zuvor. Keine zwei Minuten später war die Lobby mit Leuten, Gepäck und Handorgel-Koffern gefüllt (es war offenbar ein Akkordeon-Orchester) und ich musste wohl oder übel warten, bis die Gruppe abgefertigt war. Das ging glücklicherweise erstaunlich schnell, die Mitglieder des Orchesters nahmen offenbar keinerlei Notiz von mir und dann konnte auch ich einchecken. Die Bedienung war sehr freundlich und mit der Reservation hat alles geklappt und um 17:00h konnte ich mein Zimmer beziehen (die Zimmer sind übrigens sehr schön und neu – kann ich nur empfehlen). Danach habe ich mich ein wenig im Hotel umgesehen und am Empfang noch den Ort für das Frühstück in Erfahrung gebracht. Wieder auf dem Zimmer habe ich noch ein wenig gelesen und ferngesehen. Kurz vor sieben habe ich mein Make-Up aufgefrischt, die flachen Schuhe durch Pumps ersetzt und die Lobby aufgesucht.
Ein paar Mädels waren schon dort und weitere fanden sich auch schnell ein. Einige „kannte“ ich schon von Berichten von früheren Treffen. Ich wurde offen und freundlich empfangen und mit der einen oder anderen ergaben sich bereits erste Gespräche.
Nach dem Wetterumschlag vom letzten Mittwoch war dieses Treffen ja definitiv als erstes „Herbsttreffen“ zu bezeichnen. Entsprechend unterschiedlich waren die Outfits der Mädels. Von „noch sehr sommerlich“ bis hin zu „für kühlere Abende geeignet“ war alles vertreten, wobei die Damen in Hosen (zu denen auch ich zählte) schon deutlich in der Unterzahl waren.

Nachdem die Runde vollzählig war, wechselten wir von der Lobby ins Restaurant, bestellten das Essen und führten die Gespräche fort. Obwohl nach dem Essen eine gewisse Rotation an den Tischen stattfand, konnte ich mich in der viel zu kurzen Zeit natürlich nur mit ein paar wenigen Leuten intensiver austauschen. Es war für mich sehr interessant, die Entwicklungen / Geschichten / Motive und Lebenssituationen von anderen zu erfahren, von sich etwas zu erzählen und zu sehen, wie verschieden die Wege zum Teil sind und wo doch auch Gemeinsamkeiten bestehen. Obwohl ich schon seit ein paar Jahren als Frau unterwegs bin und eigentlich auch immer „raus“ gehe, hatte ich bislang noch nicht sehr viel Kontakt mit Gleichgesinnten. Insofern eine neue Erfahrung für mich.

Überhaupt hat mich die „Mischung“ und breite von GWHF beeindruckt. Hier hat es Platz für Teilzeitfrauen wie mich aber genauso auch für TS in und nach der Transition, Angehörige oder wen auch immer mit Interesse am Thema und alle Leute die ich getroffen hatte, waren offen und kamen auch so auf einen zu. Dies trifft natürlich auch für die Betreiber und das Personal des Al Ponte zu, welche den Rahmen dafür ermöglichen.

Viel zu schnell löste sich die Runde gegen zwölf Uhr auf und wir verabschiedeten uns voneinander. Einige gingen noch in den offenbar berühmt-berüchtigten „Rank“ aber davon sah ich ab, da ich müde war und so suchte ich mich mein Zimmer auf.

Nach einer nicht allzu langen Nacht und einer erfrischenden Dusche zog ich mein Outfit für die Rückreise an (Männersachen hatte ich gar keine dabei), schminkte mich und ging dann frühstücken. Danach packen, auschecken und die Rückreise antreten. Um halb elf war ich wieder zu Hause und auch auf der Rückreise lief wie erwartet alles glatt.
Und nun sitze ich am Nachmittag hier am PC und schreibe wie mit Rita vereinbart den Bericht zum Monatstreffen. Meinem ersten, aber nicht meinem letzten Treffen.
Eure Marion.

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