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Zwischen Neugier und Nervosität: Lili’s erstes Treffen – und das Gefühl, richtig zu sein

Vor einigen Jahren bin ich auf die Webseite der GWHF-Gruppe aufmerksam geworden. Ich habe eine Teilnahme als Ostschweizerin wegen der Distanz nie in Erwägung gezogen. Überhaupt war ich noch nicht oft an solchen Treffen. Vor vier Jahren war ich einmal bei Transpersona im Landhaus, dann lange nicht mehr bis in diesem Jahr in der neuen Gruppe in Dübendorf. Bei meiner ersten Teilnahme in Dübendorf habe ich Marion kennengelernt und so kam es, dass ich im Juni 2025 erstmals an einem GWHF-Treffen teilgenommen habe. Um es vorwegzunehmen, es war grossartig und sicher nicht das letzte Mal!

Ich möchte ein wenig über mich erzählen, wer ich bin, wo ich gerade auf meinem Weg stehe und was mich hierhergeführt hat. Ich habe grosses Glück eine sehr unterstützende Familie zu haben, alles andere als selbstverständlich. Meine Frau ist mir eine grosse Stütze auf meinem Weg und auch die mittlerweile erwachsenen Kinder stehen mir zur Seite. Seit etwa drei Jahren sieht man mich auch in der Öffentlichkeit, an Partys, Shopping in der Stadt oder bei Ausflügen in die Natur. In dieser Zeit habe ich auch neue Freundschaften geschlossen, Freundinnen und Freunde, die mich so mögen wie ich bin.

Das ich anders bin, wusste ich schon in jungen Jahren, aber ich verstand es damals nicht. Es sollte noch Jahrzehnte dauern, dann kam die Phase es akzeptieren zu können und nun suche ich als „Teilzeitfrau“ meinen Weg. Auf der Suche nach Möglichkeiten für einen Austausch mit anderen „besonderen Damen“ bin ich nun auch bei der GWHF-Gruppe angekommen. Warum der Name Lili? Liliane hat mir schon immer gefallen und die Kurzform Lili ist auch eine Erinnerung an Lili Elbe, eine dänische Malerin und eine der ersten bekannten Personen, die sich vor bald einhundert Jahren einer geschlechtsangleichenden Operation unterzogen haben.

Die Nervosität war da an jenem Samstag, auch wegen der Anzahl angemeldeten Teilnehmerinnen, über Dreissig waren da. Zum Glück habe ich früh mit den Vorbereitungen begonnen, auch bei mir als „Teilzeitfrau“ wird das Outfit nochmals angepasst, Plan-B Schuhe eingepackt, weil ich nicht wusste, wie das mit den neuen Schuhen und hohen Absätzen wirklich gehen würde. Ab dem Brüttiseller Kreuz war ich gefühlt eigentlich fast immer im Stau, so kam es, dass ich fast eine Stunde länger bis nach Wangen an der Aare gebraucht habe. Das Einchecken lief problemlos, überhaupt sind die Mitarbeitenden im Hotel alle sehr nett und zuvorkommend. Im Al Ponte weiss man über die besonderen Gäste, ansonsten ist mir das immer ein Graus, Situationen, wo ich als „Teilzeitfrau“ meinen Ausweis zücken muss. Zum Glück hatte ich noch etwas mehr als eine Stunde Zeit, mich umzuziehen und noch etwas frisch zu machen.

So konnte ich mich fast pünktlich zum Apéro um 18.30 Uhr dazugesellen, wobei wohl die Meisten schon viel länger da waren oder einfach nur sehr durstig, denn die Mehrzahl der Gläser waren schon leer. Marion hat mich sogleich in Empfang genommen und schon sehr bald bin ich bei meiner Vorstellungsrunde bei Daniela hängengeblieben, ich kannte sie bereits vom Treffen in Dübendorf. Bald ging es an die Tische und Marion hat die „Ostschweizerinnen“ zu sich an den Tisch gebeten und mit kleinen Kantons-Fähnlein überrascht. Ich fühlte mich sehr schnell wohl in dieser Runde und ich wurde gut aufgenommen.

Mit einigen Teilnehmerinnen kam ich schon ins Gespräch und es war sehr spannend, die verschiedenen Sichtweisen, Lebenssituationen, Ziele und Stationen zu erfahren. Auch wenn wir „besonderen Damen“ viel gemeinsam haben, jede geht doch ihren eigenen, individuellen Weg und das ist auch gut so. Auch die Beweggründe, „sowas zu machen“ oder eben bei der GWHF-Gruppe dabei zu sein könnten unterschiedlicher nicht sein. Auch heute fehlt es in vielen Teilen der Gesellschaft noch immer an Verständnis und Akzeptanz für trans Menschen. Das macht es schwer, offen und frei das eigene Leben zu führen – so, wie es sich richtig anfühlt. Statt Unterstützung begegnet man oft Vorurteilen, Unsicherheit oder sogar Ablehnung. Das kann verletzen, verunsichern und den Weg zur eigenen Identität unnötig erschweren.

Später habe ich gerne die Möglichkeit genutzt, von Stephan abgelichtet zu werden. Das ist sowas, was ich nur als „Teilzeitfrau“ gerne mache, sonst suche ich bei Fotosessions gerne das Weite. Die Konsequenz – ich habe keine Ahnung, wie man richtig posiert und was sonst noch so wichtig dafür ist, z.B. vorher nochmals die Nase zu pudern, um den „Glanz“ der Nervosität aus dem Gesicht zu wischen. Vielen lieben Dank Miranda für den „Fotoshooting Crashkurs“, das war sehr hilfreich und mit deinen Tipps sind die Bilder sehr schön geworden, am Lächeln muss ich noch etwas arbeiten.

Nach dem „Absacker“ an der Bar war ich dann von diesem Abend (… und wohl auch von den Drinks…) etwas geschafft und kurz vor Mitternacht ging es dann Richtung Zimmer. Nach einer angenehmen, eher kurzen Nacht wurde morgens das Make Up wieder frisch aufgelegt, denn die Männerkleidung habe ich bewusst zu Hause gelassen. Mit einem knurrenden Magen und dem dringenden Bedürfnis nach einem starken Kaffee ging es zum Frühstück. Daniela war auch schon da und so genossen wir noch das gemeinsame Frühstück und verabschiedeten uns auf ein „Wiedersehen“. Nachdem ich das viel zu umfangreiche Gepäck im Auto verstaut hatte und der Check Out erledigt war, ging es wieder Richtung Ostschweiz.

Gut zu Hause angekommen, hatte ich bereits eine Nachricht von Marion in meinem Postfach mit der Frage, ob ich gerne einen Bericht verfassen würde. Sofort habe ich zugesagt und machte mich sogleich an die Arbeit. Vielen Dank in die GWHF-Runde, habt ihr mich so offen aufgenommen. Es war ein bereicherndes Erlebnis und ich freue mich bereits jetzt auf meine nächste Teilnahme.

Liebe Grüsse an alle

Lili

Zeitsprung zu unseren Anfängen

Ein «anderes» erstes Mal

Bericht: Marion, Fotos: Stephan

Beim GWHF ist es ja «Tradition», dass Personen, welche das erste Mal an einem Treffen teilnehmen, einen kleinen Bericht schreiben und wir diesen auf unserer Homepage veröffentlichen.

Obwohl bei mir das erste Treffen schon eine Weile her ist, war der Dezember 2024 und insbesondere das vorher durchgeführte Info-Meeting auch für mich in gewissem Sinn ein «erstes Mal». So durfte ich nämlich das Info-Meeting das erste Mal für das Kernteam moderieren.

Das Ganze hat zeitlich schon einige Zeit vor dem Meeting mit den Planungsarbeiten begonnen und als erstes wollte ich den Raum im Soussol für den Anlass reservieren. Leider war dieser schon vergeben und ich musste auf einen kleineren Raum ausweichen. Am Schluss konnten wir das Meeting aufgrund einer kurzfristigen Absage dann doch im üblichen Raum abhalten aber die Lektion ist jedenfalls gelernt (früher reservieren und für das Meeting 2025 ist es bereits erledigt).

Danach habe ich zusammen mit meinen Kolleginnen vom Kernteam die Präsentation für das Meeting erstellt und konnte dabei glücklicherweise auf die Version meiner Vorgängerin Petra aus dem Jahr 2023 zurückgreifen (vielen Dank dafür, Petra).

Am Tag des Treffens selbst war ich aufgrund unseres privaten Adventsfensters am Vorabend etwas übernächtigt aber dennoch viel früher als sonst im Al Ponte, habe mein Zimmer bezogen und konnte mich noch ein wenig frisch machen und mich umziehen. Ich hatte mir extra für den Anlass noch einen Leder-Jupe besorgt, um es etwas eleganter zu gestalten als sonst (ich bin ja aus praktischen Gründen normalerweise eher ein «Hosenmädchen») und habe schwarze Stiletto-Pumps gewählt. Letztere Wahl war optisch zwar schön, aber je länger der Abend wurde, desto mehr habe ich sie bereut, da mir irgendwann die Füsse wehtaten.

Vor der Präsentation habe ich noch den Beamer eingestellt und geprüft, ob auch alles richtig funktioniert (was glücklicherweise beides ohne langes Herumprobieren der Fall war).

Gegen 17:00h trafen dann die Teilnehmerinnen ein und mit einer kleinen Verspätung konnten wir das Meeting starten. Meine Nervosität hielt sich überraschenderweise in Grenzen und gemäss erhaltenem Feedback habe ich dabei offenbar sprichwörtlich eine «gute Figur» gemacht (dann hat sich der Shaper unter dem Leder-Jupe offenbar gelohnt).

Den «formalen» Teil des Meetings konnte ich zügig über die Bühne bringen und es war mir eine besondere Freude, die von der aus dem Kernteam ausscheidenden Tizia geleistete Arbeit in den letzten 5 Jahren zu verdanken sowie den Applaus für sie (in ihrer Abwesenheit) entgegenzunehmen und später auszurichten. Ebenso hat es mich gefreut, dass ich Angela und Marilynn ab 2025 im Kernteam begrüssen konnte und wir so wieder mit voller Frauenpower ins neue Jahr starten können.

Danach hatten wir genug Zeit, die aus dem Kernteam im Plenum vorgebrachten Ideen aber auch die Ideen der Teilnehmerinnen zu diskutieren und wo möglich über das weitere Vorgehen zu entscheiden. Ich möchte es auch in Zukunft so handhaben und den grösseren Teil des Meetings für Diskussionen anstatt «nur» für den Jahresrückblich und allgemeine Informationen nutzen.

Pünktlich um 18:30h beendeten wir das Meeting und dislozierten ins Restaurant, wo dann noch etliche Frauen dazukamen, welche nicht am Info-Meeting teilnehmen konnten oder wollten und das Monatstreffen fand dann im gewohnten Rahmen statt (leckeres Essen & Trinken, angeregte Diskussionen, wer mochte hat noch ein paar Fotos von sich schiessenlassen und / oder einen Absacker zu sich genommen).

Nach und nach hat sich die Runde dann aufgelöst und die Teilnehmerinnen haben sich auf den Nachhauseweg gemacht oder gingen noch in unser Nachbar-Lokal, das Soho-Kosmos. Ich selbst war dafür zu müde und ging lieber früher schlafen, was sich am nächsten Morgen als gute Entscheidung herausgestellt hat.

Mein «anderes» erstes Mal ist aus meiner Sicht gut gelaufen und ich freue mich sehr, dass wir im ablaufenden Jahr 2024 so viele und vor allem auch viele neue Teilnehmerinnen an unseren Treffen begrüssen konnten. So blicke ich guten Mutes ins kommende Jahr 2025, in welchem wir mit verstärktem Kernteam hoffentlich auch wieder viele schöne Treffen haben werden.

In diesem Sinne bedanke ich mich bei euch allen und wünsche euch schöne Weihnachten und schon jetzt alles Gute für das neue Jahr.

Eure Marion.

Wiedererwacht 😊

Bericht:  Laura, Foto: Elli

Ich war erfüllt von der prickelnden Vorfreude, nach einer langen Pause endlich wieder Gleichgesinnte zu treffen.
Erinnerungen tauchen auf an die Treffen vor vielen Jahren, mit viel knisternder Weiblichkeit …
– bei einem Stadtbummel in Bern …
– bei mehreren Treffen in der „alten“ Bar im Al Ponte
… tanzen, plaudern und meine „zart-scharfe“ Seite geniessen…

Eigentlich hatte ich doch genug Zeit eingeplant für Dress-Up & Schminken!
Einige Tage zuvor genoss ich noch Beratung, Schminken und Shooting bei Elli…
… aber offenbar braucht es doch deutlich mehr Übung … und der verflixte Perfektionismus tut das seine dazu, dass ich 40 Minuten verspätet am Ziel eintreffe.

Die erste Herausforderung: Bleistift-Absätze und gelochte Betonsteine auf dem Parkplatz.
Mit ein bisschen Balancieren schaffe ich es ohne Absatz-GAU auf den rettenden Asphalt, und stöckle erwartungsvoll Richtung Al Ponte.
Hell erleuchtet und mit vielen jungen Leuten vor dem Eingang hoffe ich, die erste „Erscheinungs-Prüfung“ zu bestehen. Statt „Gring achä o seklä“ versuche ich mit erhobener Perücke, lächelnd und so geschmeidig und zielbewusst wie möglich auf den Eingang zuzulaufen und zu passieren.
Es hat gut geklappt! Die Leute machten kein Aufheben und an der Reception treffe ich eine freundliche Dame, die mir den Weg zur GWHF-Runde zeigt.
Vorbei an ein paar verstohlenen aber nicht unangenehmen Blicken aus der Umgebung des Eingangsbereiches gelange ich an mein Ziel.
Ich war endlich angekommen und genoss es, „richtig“ zu sein.

In meiner Erinnerung waren die GWHF-Treffen viel kleinere Runden und ich staunte wie viele tolle Girls ich sah.
Ich durfte mich zu Jaqueline und Gloria an einen Tisch mit vielen weiteren Girls setzen und kam bald mit ihnen ins Gespräch. Wirklich sehr stilvoll und ästhetisch – die Verwandlungen aus der Feder von Gloria. Später an der Bar kam ich mit Marion ins Gespräch. Wir lachten über meinen komplexen Beziehungs-Status und ich erhielt ein paar Schmink-Tipps. Es gibt offenbar deutlich weniger abfärbende Lippenstifte als der, der mir die vor meinem Gesicht schwingende Haarsträhne eingefärbt hat. Wir beschlossen, uns mit ein paar anderen Girls noch in der zweihundert Meter entfernten Bar im Soho Kosmos die Nacht um die Ohrenringe zu schlagen.
… ein weiteres Training mich locker und selbstbewusst in der unbekannten Menge zu bewegen, welche angenehm zurückhaltend und positiv reagierte.
Die vielen Gespräche mit den unterschiedlichsten Geschichten wie sich das „Frau sein“ ausdrückt und wo es ausgelebt wird haben mich inspiriert und ermutigt.
Der GWHF-Abend war sehr schön … und viel zu schnell vorbei.

Zu Hause angekommen bin ich noch viel zu wach und spiele noch etwas mit der Erscheinung …
… noch eine andere Perücke testen – welche mir gar nicht so schlecht steht … noch eine andere Hose und Pumps statt Stiefeletten … bevor ich mich abschminke … und geburtsschein-konform in die männliche Rolle wechsle.

Es ist für mich eine grosse Bereicherung, die weiblichen Spielformen von Kleidung, Schminke, Bewegung … und was es sonst noch alles gibt… zu entdecken und auszuprobieren und damit zu spielen. So verwandelt an einem GWHF-Abend mit Gleichgesinnten einen Abend zu geniessen ist einfach wunderbar.

Danke an alle GWHF-Girls, die mich so gut aufgenommen und Geduld hatten mit meinen „Anfänger-Fragen“. Auch besonderen Dank an Marion und das Vorstands-Team für die sehr gute Webseite, welche mich innerlich aufgelockert und „gluschtig“ auf viel Fun mit den Girls gemacht hat.

Herzlich
Laura

Herbstgedanken – von Sommersprossen, Altersflecken und Nebelschwaden

Bericht und Fotos: Daniela Cross

Liebe GWHF-Familie

Ihr fragt euch, wieso ich Gedanken zum Herbst hier im Forum mit euch teile – was das mit GWHF zu tun hat? Nun, es hat einerseits ganz aktuell mit der Jahreszeit Herbst zu tun und mit einem Foto andererseits, das mir kürzlich in die Hände gerutscht ist. Es hat mit dem Leben von Fleur zu tun – dem Leben zwischen den Geschlechterwelten – das sicher viele Aktive und Follower von GWHF unterschiedlich erleben.

Das Foto in meinen Händen, ein analoges Bild, zeigt mich mit 15 Jahren. Es war an einem sonnigen Herbsttag früh am Morgen, die Sonne stand tief und liess mein Gesicht in warmen Farben leuchten. Meine Nase funkelte in verschiedenen bräunlichen Farben – es waren die dezenten und doch sichtbaren Sommersprossen auf meiner Haut. Das hätte glatt auch ein Mädchen sein können, ging mir durch den Kopf – die weichen Gesichtszüge, die neckische Sommerspossennase, die schulterlangen Haare, die leicht rötlichen Lippen im Sonnenlicht, als ob sie eben geküsst hätten – aber, das ist ein anderes Thema.

Zurück zum Herbst. Wir kennen alle diese Jahreszeit, welche die Wälder bunt färbt, den Boden zum Rascheln bringt und die langen Schatten an Sonnentagen, welche Land und Städte teils mystisch verändern. Und die unzähligen Nebelschwaden, welche die Landschaft so oft verzaubern und weichzeichnen, märchenhafte Stimmungen erzeugen und Spielraum lassen für eigene Landschaftsbilder. Bisweilen lassen sie uns auch leiser werden und innehalten. Ich mag den Herbst als Jahreszeit.

Mein Bericht kreist jedoch um einen anderen Herbst. Es ist ein Begriff, den man allgemein kennt. Ich rede vom «Herbst des Lebens».
Zu mir. Nüchtern betrachtet habe ich mit 66 Jahren – gemäss Statistik – über ¾ meines Lebens hinter mir. Paff! Wie ich meine Zeit bisher gelebt habe, das ist eine andere und wohl längere Geschichte.

Zurück zum Herbst. Meine Sommersprossen haben sich vor Jahrzehnten schon verflüchtigt – es sind jetzt Pigmente von Altersflecken, die zunehmend meine Hände und Gesichtspartien überziehen. Sie sind grösser und matter als die damaligen, sympathisch und frisch anmutenden Sommersprossen.
Untrüglich stehen die Zeichen im Gesicht – Fältchen da und dort, schlaffe Haut nicht nur am Hals. Die Hände spiegeln unverblümt das eigene Alter. Wer macht sich da nicht Gedanken rund um das älter werden, den Herbst und Spätherbst des Lebens – auch über den nachfolgenden Winter, im Bewusstsein, dass es keinen Frühling mehr geben wird.
Es sind so Fragen wie – bleibe ich gesund – behalte ich meine sozialen Kontakte – wo und wie lebe und sterbe ich, selbst- oder fremdbestimmt – kann ich mein Wunschleben im Alter auch finanziell stemmen – bleibe ich glücklich – was machen die geopolitischen Veränderungen mit uns – und viele andere Fragen, die halt sehr individuell sind.

Ausgeprägt eigen jedoch sind all die zusätzlichen Fragen und Gedanken von Fleur – so wie es vielen queeren Menschen geht – ich habe nur noch nie darüber gelesen.

«En Femme» zu sein – notabene meine Lebensbegleitung – wie lange geht das noch? Was ist, wenn meine Hände unruhig werden und den Fineliner nicht mehr führen können? Unmöglich ist die Vorstellung, meine Körperrasur nicht mehr allein machen zu können. Kann ich in sieben Jahren mit meinen Stiefelchen und Heels noch adrett gehen? Sollte ich nicht schon längst meine Haartracht dem Alter anpassen – zum grauen Ton endlich ja sagen, meine Röcke nicht mehr zu kurz tragen? Merke ich auch in zehn Jahren noch, wenn meine Bluse und Lippenstift farblich nicht mehr zueinander passen, der Lipliner auch nicht passt? Nicht mehr Autofahren – wie soll ich mich denn gestylt dann bewegen?
Spüre ich rechtzeitig, wenn die Eigenwahrnehmung und Aussenwahrnehmung schleichend auseinanderdriften, wenn mein Geist, meine Wahrnehmung sich langsam verändern? Oder wird mir meine liebe Frau irgendwann sagen müssen – hey Daniela, wir müssen reden! Ist es nicht an der Zeit, deinen Aktionsradius zu verkleinern, nicht mehr «Outdoor» zu gehen – was meinst du dazu? Schatz, es geht um deinen Schutz!
So banal diese Fragen und Gedanken für Aussenstehende sein können – so essenziell sind sie hingegen für mich.
Wenn ihr mich fragt, wie ich mich dabei fühle? Als ob ich von Nebelschwaden umgeben wäre, Schwaden wie ein dicht gewobenes Gewand mit rauer Faser, welches auf der Haut kratz und sich ganz und gar nicht leicht tragen lässt – es ist ein Nebeldunst ohne jegliche Mystik und Zauber.

Meinem sonnigen Gemüt verdanke ich, dass solche Phasen sich immer wieder auflösen – dass sich das raue Gewand stets wieder öffnen und ausziehen lässt und flugs zurück zur Manufaktur verschwindet – bis zum nächsten Mal.
Ich bin dankbar dafür – aber trotzdem auch dankbar für diese sporadischen Phasen des Innehaltens. Sie gehören zum Leben – sie helfen neue Wege zu finden, zu fokussieren und dem «Jetzt» genügend Beachtung zu schenken.

Es gibt viele gescheite Ratgeber für ein gutes Leben im Alter – ich halte mich mit Vorschlägen zurück – das ist doch auch sehr individuell, nicht wahr? Vorsorge da und dort – und doch, was morgen ist weiss niemand. Wie schnell können sich, selbst über Nacht, grosse Veränderungen einstellen – abrupt und für immer. Morgen ist vielleicht zu spät – vielleicht ist morgen schon tiefer Winter ohne jegliche Erinnerungen an goldene Herbsttage? Zu diesem Szenario habe ich für mich noch keine Antwort gefunden. Ich schiebe es, wenn ich ehrlich bin, schon eine Weile vor mir her.

Ich sage mir vermehrt – komm Fleur, mache dich hübsch und geh unter Menschen, lebe jetzt!
In diesem Sinne möchte ich besonders euch Mädels meiner Spezies ermuntern – auch die jüngere Generation – geht raus und gönnt euch diese wertvolle Zeit. Seid mutig! Wie habe ich es schon auf meiner Webseite  gesagt: «Mut steht am Anfang des Handelns – Glück am Ende»

Ich wünsche sonnige Herbsttage mit zauberhaften Nebelschwaden von der Sorte «Jahreszeit».

Herzlichst – Daniela, eure Fleur

Die Neuen aus der Romandie / Les nouvelles filles de Romandie

Stephans Dank an die Mädels

Ich will mich wieder mal bei allen Mädels bedanken für die Geduld und Freude beim Fotografieren. Es macht mir immer wieder Spass, zu den Fotoshootings bei den Treffen in Wangen an der Aare zu kommen. Wenn ihr mal Bilder von früheren Treffen sucht oder die Bilder verloren habt, könnt ihr euch gerne bei mir melden. Ab 2016 sollte ich die meisten Treffen bei mir gespeichert haben, also Jahr und Monat angeben, dann sollte es klappen. Auch bei Fragen zu Mydrive oder wenn es ums Fotografieren geht, stehe ich auch gerne zur Verfügung. Es gibt ja viele, die noch nie an einem Treffen waren oder es nicht wissen: ich fotografiere nicht nur an den Treffen in Wangen an der Aare, sondern auch hauptsächlich in Bern oder der übrigen Schweiz auf Anfrage für Transgender, etc. für Fotoshootings Outdoor oder im Studio. Wer zufällig in Bern ist, kann sich auch spontan melden wenn ich Zeit habe – ob nur fürs Kaffee trinken oder ein paar Fotos machen.

Liebe Grüsse
Stephan

 

E-Mail an Stephan
https://www.stephantransgenderfotoshooting.ch/

Hinweis: siehe auch Mirandas Bericht „Sep. 22 – Stephans persönliche Führung durch Bern

 

Ein wundervoller Sommerabend mit lieben Menschen

Schon länger hatte ich überlegt, zu einem GWHF-Treffen in Wangen an der Aare zu fahren. Schliesslich arbeite ich doch viel in Liechtenstein und auf dem Heimweg nach Mannheim liegt es (fast) auf dem Weg 😉
Im Juli sollte es nun endlich klappen. Vormittags Anreise und gegen 14:00 dann Check-In. Im Hotel waren alle super freundlich und es war so herrlich unkompliziert. Da nachmittags noch Zeit war, habe ich den (für mich bisher unbekannten) Ort unsicher gemacht. Bei fantastischem Sonnenschein und mit tollen „Kulissen“ (die Aare-Brücke ist schon echt cool) konnte ich so die Gegend etwas erkunden.

Gegen 18:00 trafen dann schon die ersten lieben Menschen ein, die ich kennenlernen oder wiedersehen durfte. Ich habe mich sehr gefreut, Marion vom Organisationsteam kennenzulernen – gab es doch bisher nur virtuellen Kontakt. Sofort gab es tolle Gespräche über das Treffen an sich, die Location, alltägliche Dinge und freilich ging es auch um das „Ausleben der weiblichen Seite“ und Persönliches. Die Outfits waren so wunderbar individuell, von „gestylt im Cocktailkleid“ bis „eher dezent“ war alles dabei. Ich selbst neige eher dazu, „bunt“ aufzutreten, indem ich einfach die Outfits & Looks wähle, die mir gut gefallen.
Ich habe mich auf jeden Fall durchwegs sehr wohl gefühlt – danke dafür 😊
Dass Stephan dann noch tolle Fotos von Marion und mir gemacht hat, war echt Klasse und ist eine prima Erinnerung an das Treffen – danke Stephan.

Das Essen war voll lecker, die Stimmung super und es gab nur einen „negativen Punkt“: dass die Zeit viel zu schnell rum ging …. 😅️😅️
Schnell wurde noch ein Foto in der Dämmerung gemacht und danach ging es noch für eine Runde an die Bar.

FAZIT:
Tolle und offene Menschen.
Eine schöne Location mit sehr freundlichem Personal.
Guter Austausch über ernste Themen und Lustiges.
Definitiv EMPFEHLENSWERT – DANKE an euch !!!

Es war sicher nicht das (erste und) letzte Mal 😊

Liebe Grüsse
Yvonne

Es hat sich gelohnt!

Bericht: Sandrina, Fotos: Stephan

Lange hat es gebraucht, aber es hat sich gelohnt. Es ist doch tatsächlich schon über 10 Jahre her, dass ich das erste Mal auf die Seite von GWHF gestossen bin. Sofort wusste ich, da möchte ich mal hingehen. Einmal bin ich sogar bis vors Hotel gefahren und dann doch wieder umgekehrt.

Jetzt war ich letzten Samstag bei meinem ersten Treffen. Dank der Ermutigung einer netten Bekannten, die mich dann auch begleitete.  Aber wie ich danach feststellte, man kann hier ohne weiteres auch alleine hingehen.

Natürlich war ich erst mega nervös, aber das hat sich dann mehr und mehr gelegt.

Dieser Abend war einfach nur schön, so ungezwungen die Frau sein zu dürfen – in der Öffentlichkeit – völlig unbeschwert, akzeptiert und in sicherer Umgebung, als wäre es die normalste Sache der Welt.

Einfach ein wunderbares Gefühl. Die lockere und super freundliche Atmosphäre in der Gruppe haben natürlich wesentlich dazu beigetragen.


Diese Erfahrung hat auch definitiv geholfen, dem Ganzen den „problematischen Charakter“ zu nehmen. Ja, es hat sich sogar eine Art ganz neues
Lebensgefühl eingestellt. Es darf so sein, wie es ist.

Und auch ein Dankeschön an Stephan, den Fotografen, der mich ermutigt hat, an einer Fotosession teilzunehmen – als Girl unter Girls 😊

Am nächsten Tag habe ich mich dann gefragt, ob das vielleicht nicht doch too much war, gleich an meinem ersten Auftritt für ein Mitgliederfoto zu posieren. Aber als ich dann ein paar Tage später sah, dass es tatsächlich aufgeschaltet war, habe ich mich einfach nur gefreut.
Vielen Dank!

Viele liebe Grüsse

 

Kleiner Ausflug nach Wangen und Erinnerungen

Bericht: Emma, Fotos: Stephan

Schon verrückt wie die Zeit vergeht, aber es ist schon Jahre her, als ich das letzte Mal bei einem Monatstreffen von GWHF war. Ich glaube das letzte Mal war irgendwie 2017. In meinen Anfangszeiten von Emma (damals noch “nur” ein Name, heute lebe ich als glückliche Frau), hatte ich oft die Homepage und Berichte verfolgt und so wollte ich damals immer an einem Treffen teilnehmen und die Menschen dahinter kennenlernen. Insgesamt war ich glaube ich drei oder viermal dabei und hatte mich aber ehrlich gesagt nie so richtig wohl gefühlt, irgendwie hatte ich damals das Gefühl es ist ein eingeschworener Haufen und es war schwer von aussen in die Gruppe hereinzukommen und hinzu kam noch: ich als die “Dütsche”, naja das ist vermutlich nur ein Teil der Wahrheit…im Endeffekt war ich damals selbst noch nicht so offen, eher etwas schüchterner und nicht so selbstbewusst, so war es sicherlich eine Kombination aus mehreren Dingen. Und so wurde ich nun eines Besseren belehrt 😊

Tatsächlich hatte ich GWHF eigentlich gar nicht mehr so auf dem Schirm. Ich war/bin mehr bei der Züricher “Community” aktiv…also ehemals Transpersona und pflege dort sehr schöne Freundschaften. Vor einigen Wochen schlug mir jedoch dann Tamara vor, dass wir mal zusammen nach Wangen gehen könnten, was für mich auch eine sehr gute Idee war. Da es mich schon auch interessierte, wie sich die Gruppe entwickelt hatte. Gesagt getan, wir planten uns den 02.12. ein. Um es dann auch entspannt zu gestalten, buchten wir uns eine Übernachtung und wollten evtl. sogar später noch nach Bern fahren. Tatsächlich war ich seit Jahren nicht in Bern, obwohl ich sehr gute Erinnerungen an diese Stadt habe, aber durch eine Gebietsreform hatte sich mein beruflicher Zuständigkeitsbereich mehr in den östlichen Teil der Schweiz verschoben und so gehört Bern leider nicht mehr dazu.

Am 02.12. ging es dann morgens los. Der Start war schonmal “hervorragend“, in der Nacht gab es 30cm Neuschnee und mein Auto war auch durch den vom Schneepflug verursachten Wall völlig blockiert. Glücklicherweise half mir mein Nachbar das Auto freizuschaufeln und so kam ich trotz allem und den auch noch sehr schlechten Strassenverhältnissen, fast 1h später an den vereinbarten Treffpunkt. Tamara wartete geduldig, blieb Ihr ja auch nichts anderes übrig 😉

Am Treffpunkt angekommen tranken wir noch einen Kaffee und dann ging es los. Unser Ziel war der Gäupark in Egerkingen, da Tamara noch etwas shoppen wollte. Das musste man mir nicht zweimal sagen 😉, ich wollte zwar nur etwas bummeln, da ich eigentlich nichts brauchte, aber schauen kann man ja immer 😊. Und wie es so kam, war dann doch ich diejenige, die sich etwas kaufte…naja, meistens wenn Frau eben nichts sucht 😉

Anschließend fuhren wir weiter ins Hotel Al Ponte, um einzuchecken und genügend Zeit zu haben, wir wollten uns ja immerhin auch ordentlich aufbrezeln! Gemacht getan, ich hatte mir ein schönes Strickkleid zugelegt und wollte dazu meine neuen Pumps tragen. Leider stellte sich heraus, dass sie etwas zu gross waren, aber ich hatte nun mal den Plan diese zu tragen und so wurde es gemacht. Das Laufen war dann doch eine Herausforderung, aber wer schön sein will muss halt bekanntlich leiden. Gegen 18:30h gingen (bzw. stöckelten 😉) wir dann zum “Apero”.

Ich war schon etwas aufgeregt, da ich gespannt war, wie die Stimmung so ist. Aber meine Sorge war völlig unbegründet, es war von Beginn an sehr schön 😊, es waren alle so mega nett, was mich total freute. Es entwickelten sich ganz angenehme Gespräche und ich fühlte mich immer wohler, natürlich kannte ich auch bereits einige Girls von damals, wie Regina, Marion, aber auch Stephan. Das Wiedersehen war sehr herzlich und so freute ich mich total auf den weiteren Abend.
Das Essen war sehr gemütlich und sehr lecker und es entwickelten sich auch hier angenehme Gespräche, so dass Tamara und Ich dann auch relativ schnell entschieden, nicht mehr nach Bern zu fahren, sondern den Abend zusammen ausklingen zu lassen. Nach dem Essen gab es noch die fast schon traditionelle Foto-Session. Ich als “Selfie-Queen“ (so werde ich von meinen Freunden liebevoll genannt) und mit fast 24.000 Selfies sicherlich auch begründet, bin dann oftmals nicht so heldenhaft bei Portrait-Aufnahmen. Aber es sind echt schöne Aufnahmen geworden.
Ein Teil der Gruppe ging dann nach dem Essen weiter in eine Bar gleich in der Nähe des Hotels. Hier schlossen wir uns freudig an. Das “Soho Kosmos“, ein ehemaliges Schützenhaus, ist wirklich eine coole Location und dort bestand die Möglichkeit zu tanzen, aber im Endeffekt begaben wir uns in die Bar im oberen Stock und hier gab es dann noch weitere tolle Gespräche. Nach und nach verabschiedeten sich dann alle und so ging es gegen 02:30 zurück ins Hotel und das Bett “rief“. Am nächsten Morgen nach einem sehr leckeren und gemütlichen Frühstück ging es wieder nach Hause. Es war Ein wunderschöner Ausflug nach Wangen und sicherlich nicht der letzte 😊